Gab es Bergbau in Sebnitz ?

Es gibt keine zuverlässigen Hinweise oder Berichte dafür, dass in Sebnitz wirklich Bergbau betrieben wurde. Überliefert worden sind nur Flurnamen, wie zum Beispiel „ die Seifen“, die auf bergbauliche Aktivitäten hinweisen. Im „Sebnitzer Wald“, der im Jahre 1450 in kurfürstlichen Besitz gelangte, finden wir heute das so genannte „Waldflüsschen“. Allerdings bezeichnet Matthias Oeder, der im 16. Jahrhundert durch den Sächsischen Kurfürsten mit der Kartierung Sachsens beauftragt war, diesen Bach in seinem Kartenwerk als „Seuffenflos“. Dies könnte bedeuten, dass auch hier, wie an vielen anderen Orten der Umgebung, nach Gold oder anderen Mineralien „geseift“, das heißt gewaschen, wurde. Der auch im Sebnitzer Wald entspringende „Mannsgraben“ wurde im Jahre 1446 als „Aschirs Seyffen“ bezeichnet. Später taucht hier der Name „Am toten Manne“ auf. So nennt man im Bergbau erschöpfte beziehungsweise aufgegebene Abbaustrecken. Wahrscheinlich war der Erzgehalt des ausgewaschenen Sedimentes zu gering, um den Betrieb dieser Seifenanlage im großen Maßstab fortzuführen. Überreste dieses Bergbaues sind jedenfalls nicht mehr zu finden.

Halde im Sebnitzer Wald
Halde im Sebnitzer Wald

Anders verhält es sich an einigen andern Stellen im Sebnitzer Wald, wo man auch heute noch einige kleinere Halden und Schürfspuren unserer Vorfahren finden kann. Aber sicherlich kam man hier nirgends über den Versuchsstatus hinaus. Neben diesen hier beschriebenen Hinweisen auf einen bescheidenen Bergbau tauchen auch die Bezeichnungen „Hammermühle“, „Hammerweg“ und die „Hammerwiesen“ in Sebnitz auf. Also liegt die Vermutung nahe, dass hier vor langen Zeiten eine Erzverarbeitung stattgefunden haben muss. Als Hammermühlen wurden durch Wasserkraft angetriebene Hammerwerke bezeichnet. Diese Betriebe waren bereits seit dem  Mittelalter in Deutschland weit verbreitet. Dort wurde in einfachen Schmelzöfen, den so genannten „Rennherden“, mit Hilfe von Holzkohle das Eisenerz zu einer teigartigen Masse verschmolzen. Diese glühende Masse wurde dann unter den „Eisenhämmern“ solange bearbeitet und zwischenzeitlich wieder erhitzt bis alle Verunreinigungen, wie zum Beispiel Schlackenreste, entfernt waren. Das Endprodukt war ein für damalige Zeiten akzeptables Schmiedeeisen, das sofort weiter verarbeitet werden konnte. Es gibt allerdings keine eindeutigen  Hinweise dafür, dass die 1932 abgerissene „Hammermühle“ in Sebnitz wirklich als Eisenhammer gedient hat.

 

 

Die Verarbeitung von Eisenerz in einem Hammerwerk. Darstellung aus dem Werk "De re metallica libri XII. aus dem Jahre 1556.
Die Verarbeitung von Eisenerz in einem Hammerwerk. Darstellung aus demWerk "De re metallica libri XII. aus dem Jahre 1556.

Magister Wilhelm Leberecht Götzinger schreibt im Jahre 1786 folgende Zeilen zum Vorkommen von Eisen in der Umgebung von Sebnitz:

 Die um Sebnitz befindlichen Steinarten halten fast alle, und bisweilen viel Eisen. Es giebt dort zellenförmigen Quarz, dessen Zellen ganz mit Eisen angefüllt sind und der mehr aus Eisen als Quarz zu bestehen scheint, und überdieses noch eine Menge eisenhaltigen Quarz. Im vielen Granit, Gneis, Feldspaht und Feldschieferarten ist der Eisenocker entweder gangweise oder eingesprengt zu sehn, und auf den Wasser-Gallen oder Quellen schwimmt sehr oft ein brauner, rother oder bunter Eisen- oder Kupferocker. Bisweilen ist die Erde oder der Sand von diesem Metall roth oder gelbbraun gefärbt, oder man sieht in hohlen Wegen Eisenadern zu Tage ausgehn. Man hat daher in den alten Zeiten verschiedene Eisenhämmer in unserem Amte gehabt. Von Sebnitz bis Einsiedel waren dergleichen an der Bach, weswegen man die Gegend noch jetzt in Hämmern nennt, und die dabey befindliche Mühle heißt auch deswegen die Hammermühle.“

Die benötigte Wasserkraft für die Wasserräder und die Holzkohle waren sicherlich vorhanden. Aber reichte das hier gefundene Eisenerz in Form von Raseneisenerz für den Betrieb eines Hammerwerks aus? Oder holte man das benötigte Eisenerz aus anderen Revieren wie zum Beispiel aus Böhmen oder Bergießhübel heran? Diese Fragen können bis heute nicht genau beantwortet werden.     

 


Hammermühle, Darstellung aus dem Jahre 1617
Hammermühle, Darstellung aus dem Jahre 1617