Den folgenden Text stellte mir der Neustädter Heimatfreund Wolfgang Schultze freundlicherweise zur Verfügung.
Die Triangulierungssäule von 1865 auf dem Gerstenberg bei Rugiswalde
Infolge der Beteiligung Sachsens an der „Mitteleuropäischen Gradmessung“ war es für die Vermessung des Staatsgebietes Sachsens nötig, trigonometrische Punkte ins Gelände zu setzen, die Eckpunkte von Dreiecken bildeten, denn mit Hilfe trigonometrischer Formeln konnten Längenmessungen erfolgen, wenn eine Grundlinie und zwei Winkel bekannt waren. Die sogenannte Großenhainer Grundlinie mit einer äußerst genau vermessenen Länge von 8,9 km, die von Quersa über Großenhain bis nach Raschütz reichte, bildete dafür die Basis, an die alle Punkte des späteren Landesvermessungsnetzes durch Richtungsmessungen (Triangulation) angeschlossen wurden.
Einer der drei mit diesen umfangreichen Arbeiten beauftragten Professoren war Christian August Nagel (1821 - 1903) von der Technischen Bildungsanstalt Dresden, heute Technische Universität. Er bearbeitete von 1862 bis 1890 ein trigonometrisches Netz, das 158 Messpunkte umfasste. Dazu waren 36 Punkte 1. Classe und 122 Punkte 2. Classe errichtet worden und mit steinernen Säulen vermarkt. Auf den Säulen wurde ein Theodolit befestigt, mit dem die Richtungsmessungen erfolgten, die Nagel größtenteils selbst durchführte. In mehrjähriger Arbeit wurde unter Nagels Leitung das Netz berechnet, ausgeglichen und millimetergenau bestimmt, so dass es Jahrzehnte lang in Deutschland als das genaueste galt. Noch heute wird es beispielsweise zur Untersuchung von Erdkrustenbewegungen herangezogen. Später erfolgten weitere Präzisierungen dieser Netze, die zu immer genaueren Messergebnissen führten.
Die Säulen wurden mit dem Namen der Station, der Jahreszahl ihrer Errichtung und bei Säulen 1. Classe mit der Aufschrift „Station der Mitteleuropäischen Mitteleuropäischen Gradmessung“ und bei denen der 2. Classe mit „Station der Königlich Sächsischen Triangulierung“ versehen. Eine Säule des Netzes 1. Klasse befindet sich in unserer Gegend auf dem Aussichtsturm des Valtenberges. Die Station Ruhebänke bei Rugiswalde, auch bekannt als „Salzsäule“, ist eine Säule 2. Klasse und trägt die Aufschrift „Station Ruhebänke der Kön. Sächs. Triangulierung 1865 “. Sie ist 4,9 m hoch und besteht aus örtlichem Granit in acht Steinschichten verschiedener Form und Größe, wurde 1865 unter Leitung von Nagels Assistenten Robert Helmert errichtet und kostete 458 Mark. Die nächsten Stationen 2. Ordnung befinden sich auf dem Raumberg bei Hinterhermsdorf und auf Großens Berg bei Langenwolmsdorf. Mit der „Salzsäule“ verfügt der Ortsteil Rugiswalde über ein beachtliches kulturhistorisches Zeugnis sächsischer Vermessungsgeschichte. Dank gilt an dieser Stelle deshalb der Jugendfeuerwehr Rugiswalde unter Dieter Gawor, dem Sachsenforst und allen anderen Helfern für die bisher geleisteten Pflegearbeiten an der Salzsäule und in ihrem Umfeld. Bei den Pflegearbeiten konnte auch die ursprüngliche Abdeckplatte wieder auf der Säule angebracht werden.
Text: W. Schultze